vom 16.6.2009
Es gibt zweierlei Art Touristen.
Die Guten und die Bösen.
Die
Bösen sind am meisten in unserer Welt unterwegs und man nennt sie
Pauschalis. (Pauschaltouristen) Diese Gattung Tourist geht ins Reisebüro
ihres Vertrauens und läßt andere arbeiten. Manchmal arbeiten sie aber
auch selber und wühlen sich durch diverse Reiseveranstalter im Internet.
Aber
immer buchen sie ein Komplettpaket, am besten noch all inclusive mit
allen Versicherungen, Transfers, gutbürgerlichen (und teuren)Hotels samt
zwei oder drei Mahlzeiten am Tage.
Sie reisen mit
Hartschalenkoffer, halbem Hausstand samt Garderobe (man weiß ja nie...),
plündern vorher die örtliche Apotheke (alle bösen Tropenkrankheiten
lauern im Dschungel und wer weiß, ob thailändische Medizinmänner dafür
gerüstet sind), verhelfen den deutschen Banken zu größerem Wohlstand,
in dem sie die Bath (Thailändische Währung) hier in der Heimat
umtauschen, kaufen sämtliche Reiseführer, derer sie über Thailand
habhaft werden und sind nun für alle Eventualitäten gewappnet.
Sie gehen also auf Nummer sicher.
Dann gibt es ja noch die Guten.
Sie nennen sich anglisiert Traveller oder Backpacker und frönen dem individuellen Abenteuertourismus.
Oh, Pardon...natürlich sind sie keine Touristen. Touristen sind ja die Bösen.
Das
Wichtigste für einen Backpacker ist...nicht dem allgemeinen Tourismus
zu folgen. Auf keinen Fall darf er dahin gehen, wo das Böse geballt
seinen Urlaublüsten frönt.
Eigentlich darf er nirgendwo mehr hingehen, denn die Pauschalis haben bereits überall Fuß gefaßt.
Das Ende der Backpacker?
Der
Backpacker wehrt sich verzweifelt gegen den Ansturm der Massentouristen
und kriecht auch in den letzten Winkel Thailands, um seinen
Robinsontraum zu leben.
...und bereitet damit den Weg für die Bösen.
Der
Backpacker reist mit wenig Gepäck. Nur das Nötigste und Praktischste
findet Platz in seinem Rucksack. Er weiß, wie und woher er Nachschub
bekommt. Er kennt sich aus.
Der Backpacker bucht nur den
(billig-)Flug und wenn es nicht so weit wäre, würde er auch ins Land
seiner Träume schwimmen, um Geld zu sparen.
Er spart immer und überall.
Vor
allem bei der Unterkunft. Ein Hotel ist tabu, das nächste Baumhaus oder
die halbzerfallene Hütte am Traumstrand tut es auch. Solange es nur
Moskitonetze gibt. Aber auch diese würde er sich am liebsten selbst
basteln.
Aber auch ein Backpacker zieht nicht unvorbereitet in die Welt.
Für ihn gibt es wahlweise zwei Bibeln. Der Lonely Planet und der Loose.
Zwei Reiseführer, die speziell auf seine Art zu reisen zugeschnitten sind.
Bewaffnet mit solchen Heiligtümern betritt er Pfade, die noch nie ein Mensch, pardon, Tourist, zuvor betreten hat.
Nur so lernt er, vom gemeinen Tourismus ungestört, Land und Leute kennen.
Er
sieht wilde Landschaften, idyllische Naturstrände, unberührten
Dschungel, ernährt sich von Insekten, Moosen und Farnen...äh...nun
ja...in Thailand gibt es auch wunderbare Garküchen, wo Mudder und Omma
nicht nur für die Familie, sondern auch für alle des Weges kommenden
Robinsons kocht.
Und er entdeckt noch mehr Unglaubliches.
Andere
Backpacker, deren Nasen noch in den Reisebibeln stecken, die entweder
seinen ausgetretenen Wegen folgen oder ihm entgegenkommen.
Man schließt sich zusammen und reist gemeinsam weiter. Schließlich haben alle Backpacker das gleiche Ziel.
Land
und Leute kennenlernen, ohne die bösen Pauschalis. An einsamen Stränden
chillen oder relaxen (zu deutsch: erholen/ausruhen *gg*) und den
Massentourismus verdammen, der die niedrigen Preise für alles kaputt
macht.
Leute lernt man kennen, sogar international, denn die Gattung Backpacker kommt aus aller Herren Länder.
So
trifft man sich bei einem oder mehr Chang (thailändisches Bier). Es
gibt auch das Singha-Bier, aber das wird selten erwähnt. Ich glaube, das
ist teurer als Chang.*gg*
Man teilt sich die billigen
Unterkünfte nochmal durch 2, 3, oder 4, unterhält sich über das Woher
und Wohin und wo es denn was am billigsten gibt, ärgert sich über den
Müll am Straßenrand und den verrottenden Kokosnüssen an Naturstränden
und fragt sich, warum, verdammt nochmal, hier keine vernünftige Ent-und
Versorgung herrscht.
Ach ja...die Zivilisation ist ganz weit weg...
Ob
der Backpacker auch mit Einheimischen in Kontakt kommt, es sei denn als
Gasthausbesitzer, Verkäufer, Kellner, Boots-und Mopedverleiher (kurz,
dienstbare Geister) ist mir nicht bekannt.
Trotzdem, wenn man
schon in Thailand ist, muß man natürlich auch die kulturellen und
naturgegebenen Sehenswürdigkeiten in Angriff nehmen.
Das müssen Pauschalis und auch Backpacker. Nur so können sie, am besten mit Bildbeweis, sagen:
"Ich bin hier gewesen."
Sonst waren sie nämlich nicht da und das will keiner von sich sagen lassen.*gg*
So
treffen sie wieder aufeinander. Pauschalis und Backpacker. Den Ersteren
ist es egal, wen sie alles treffen, denn die treffen immer irgendwen.
Den Zweiteren ist es nicht so egal, kaum an einer Sehenswürdigkeit
angekommen, fühlen sie sich auch schon vom Massentourismus bedrängt.
Da müssen sie durch und abgehärtet, wie sie sind, schaffen sie das auch.
Beschweren können sie sich dann hinterher in bekannten Reiseforen oder in Reiseberichten.*gg*
Kommen wir mal wieder zu den Pauschalis.
Der
Pauschali hat sich erstmal in seiner Hotelburg verschanzt und sondiert
die Lage. Er studiert seine Reiseführer, wo er denn überhaupt gelandet
ist, liest vorwiegend die Anschläge der deutschen Reiseveranstalter,
trinkt zur Aufmunterung ein deutsches Bier, oder wagt sich vielleicht
sogar an ein thailändisches Singha und genießt nebenbei das
Meeresrauschen und den Sonnenuntergang. Nach Behebung des Jetlags stürzt
er sich hinaus ins Leben und staunt.
Er lächelt die Einheimischen
an, die lächeln zurück und empfangen ihn wohlwollend: "Hello my friend,
where you come from, welcome, come in my shop, you look, i make best
price for my german friend..."
Ersttäter in Thailand lassen sich nun einlullen und folgen der freundlichen Aufforderung.*gg*
Der unbedarfte Pauschali zahlt nun fast jeden Preis und freut sich über die Freude der Taxifahrer, Shopbesitzer, Kellner...
Man will dem armen Volk ja auch Gutes tun.
Doch halt...die Guten sind ja die anderen.
Die Guten sind schlauer. Sie kennen die Preise und rennen lieber kilometerweit, bevor sie auch nur ein Bath zuviel bezahlen.
Auch verstehen sie zu handeln, daß es eine Freude ist.
Aber der Pauschali ist lernfähig und spätestens am 3. Tag weiß er, wie der Hase läuft.
Der Pauschali hat sich eingelebt und wird nun unternehmungslustig.
Er will was sehen von der Welt.
Sehnsüchtig erwartet er den deutschen Reiseleiter und folgt dessen Ausführungen ganz genau.
Er bucht fast jede Tour bei ihm und ist glücklich, am Abend wieder in seiner Burg und in Sicherheit zu sein.
Er
genießt sein Schnitzel und Eisbein, schwelgt in Luxus mit Hummer und
Langusten, wandert die abendliche Promenade entlang und freut sich
seines Daseins.
Er liegt in seinem, mit einem Badetuch
reservierten Liegestuhl, am Pool und läßt seinen Blick über das
türkisfarbende Meer gleiten.
Manchmal drängt er sich zwischen die hunderttausenden Touristen auf den Strandliegen und genießt das Bad in der Menge.
Der Pauschali guckt nicht unbedingt aufs Geld. Er hat Urlaub und den läßt er sich was kosten.
Er ist beliebt beim einheimischen Volk und so entstehen weitere Hotelburgen, die den Guten ein Dorn im Auge sind.
Was ist gut, was ist böse? Das ist oft Ansichtssache.
Beide sind Gast in diesem fremden, exotischen Land.
Der Gute sollte aber nicht vergessen:
Auch er ist nur ein Tourist!
Ich
war/bin beides. Ich war böse, ich war gut, aber sicher war auch ich nur
eine Touristin, die Thailand liebt und wiederkommen möchte.
Ich gebe zu, der Bericht ist sehr pauschalisiert und subjektiv.*gg*
Das war beabsichtigt.
Und ich schere die jeweilige Touristengattung hart über zwei Kämme.
Natürlich gibt es überall solche und solche. Weder sind die einen nur gut, noch die anderen nur böse.
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