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Montag, 24. Oktober 2016

Weiter auf Phuket

vom 11.12.2010

Ich muß nochmal auf den ersten Tag in Patong zurückkommen. Der war nämlich der Hammer.
Im Flieger saß diesmal ein netter Deutscher meines Alters neben mir, der in Phuket lebt, ansonsten aber Krankenpfleger auf Kreuzfahrtschiffen der Ami's ist. Wir haben uns sehr gut unterhalten. Er gab mir auch seine Telefonnummer, falls mal was sein sollte und ich Hilfe brauche. Das finde ich immer besonders nett, auch wenn ich die Hilfe nicht in Anspruch nahm. Aber man weiß eben nie, was so vorfallen kann.
Geschlafen hatte ich diesmal nur wenig im Flieger, als wir morgens gegen 7.30 Uhr landeten. Ich müßte den Tag  über also ziemlich übermüdet sein.

Gar nichts war. Ich wurde zur Steherin und Trinkerin.*gg* Renè war übrigens im selben Flieger, nur kannten wir uns da natürlich noch nicht.
Am Abend führte uns Jochen in ein Restaurant, wo wir gut aßen. Plötzlich stand vor jedem ein Glas Weinbrand. Sowas trinke ich normalerweise nicht, aber wegen der Höflichkeit...
Ich vertrage so gut wie keinen Alkohol und trinke deswegen nur äußerst selten was.
Jochen wollte uns am liebsten sofort alles zeigen, was man nicht sehen muß und so zogen wir los. Von einer Bar zur anderen. Renè staunte über den Trubel in der Nacht und ich überlegte, warum ich weder müde werde, noch den Alkohol spürte, denn in jeder Bar tranken wir natürlich was. Ich eher Cocktails.
Wir unterhielten uns gut und es war auch lustig.
So führte uns Jochen in ein Areal, das Paradies-City genannt wird und wo es hauptsächlich um Männer ging. Es war ein Schwulenareal mit vielen Bars und Shows. DAS kannte ich noch nicht.
Für mich war es natürlich sehr interessant, sowas mal zu sehen. Auf den Straßen mehr oder weniger nett, lustig oder halbnackt zurechtgemachte junge Männer, die auf Kundschaft und zukünftige Geldgeber hofften. Es war ungefähr das Gegenteil der Bangla Road, wo es mehr um die Frauen geht, die natürlich das Gleiche wollen.
Wir landeten im My Way, einem besseren Lokal, wo wir uns erst eine Travestieshow ansahen.

Vielleicht sollte ich so ein Lokal mal näher beschreiben. Man nähert sich der Tür und sofort wird sie von dienstbaren Geistern aufgehalten und man wird überaus freundlich lächelnd mit einem Wai, dem traditionellen Gruß, empfangen.
Es ist schummrig im Saal mit den gemütlich Sitzen. Auf der Bühne singt ein seltsames und wunderschönes Wesen in üppigen Frauenkleidern mit Schmuck und Federboa Playback. Meist tanzen dazu noch andere, ähnliche Wesen in fast perfekter Choreografie. Eine Frau ist schöner als die andere. Es gibt auch eindeutige Männer, die ebenfalls tanzen.
Natürlich sind alles Männer, auch die "Frauen". Man nennt sie Katoeys oder einfach Ladyboys. In Thailand das sogenannte dritte Geschlecht.

Näheres könnt ihr hier lesen.
http://www.patongbeachguide.com/de/ladyboys.asp

Ein sehr mädchenhafter Kellner bediente uns. Überhaupt wirkten alle Angestellten sehr mädchenhaft in ihrem Gehabe. Für mich war das irgendwie lustig. Dabei wirkten die Jungs völlig ungekünstelt. Sie WAREN so. Wenn sie lächelten, und das taten sie immer, ging einem das Herz auf. Ihre natürliche freundliche Art war so herzlich, daß man sich einfach wohl fühlen mußte. Sie tanzten selbst bei der Bedienung mädchenhaft vor sich hin und summten dabei die Lieder mit. Ich konnte nur staunen. Selbst ihre Berührungen waren völlig natürlich, liebevolles Schulterklopfen, die Hand auf den Arm legen, alles mädchenhaft geziert. Dabei waren die Kellner allerdings Männer, oder besser Jungs, das Alter kann man schwer schätzen. Kleine süße Thaiboys, ohne das ich es abwertend meine. Thais sind von der Statur her nun mal kleiner als der Durchschnittseuropäer und wirken deswegen auch oft jünger. Dazu hatten speziell die Kellner in diesem Lokal hübsche oder niedliche Gesichter.

Trotzdem fühlte ich mich ein bißchen unwohl. Es waren kaum andere Frauen im Saal, obwohl es für Frauen kein Problem ist, dort einzukehren, auch alleine nicht. Aber für mich war das eben völlig neu.
Renè hatte ziemlich schnell einen Anwärter, einen sehr schönen Tänzer, der erstmal abkasperte, ob ich nicht dessen Frau bin.*lol*
Renè war das Ganze erst nicht geheuer, weil er sowas auch noch nicht kannte. Ich begann mich zu amüsieren.

Dann traten die Nummernboys auf. Eine ganze Reihe halbnackter junger Männer (nur mit kurzen Shorts bekleidet), die auf der Bühne oder im Saal vor sich hin tanzten und auf einen Lover hofften. Oder auf eine Loverin, wie mir schien, denn einer hatte mich im Blick, grinste mich dauernd an und hatte dabei die Hand in der Hose. Nun begann Renè sich über mich und den potentiellen Lover zu amüsieren. Es schienen doch nicht alle schwul zu sein. Auf meine Nachfrage bei Jochen, der ja schon viele Jahre dort lebt, meinte der, es kann auch eine Frau sein, hauptsache, einen Geldgeber.

Nun will ich aber nicht alles auf das Geld oder Sex reduzieren. Denn tatsächlich geht es nicht immer darum. Genau so wichtig ist für die Thais nämlich Sanuk, das heißt, Spaß. Thais spielen gerne, ob Karten, Brettspiele oder anderes. Sie singen gerne und sie lachen gerne, eben alles, was Spaß macht. Genau das kann man mit ihnen haben, wenn man ihnen unverkrampft begegnet.

Ich lernte Dolores kennen, eine 59-jährige Münchnerin, die seit Jahren auf Phuket überwintert. Von ihr erfuhr ich z.b. daß es für Thais schon viel bedeutet, einen Abend aus ihrem gewohnten Umfeld rauszukommen. Speziell die Mitarbeiter und Tänzer in den Lokalen kommen oft aus weit entfernten Gegenden, um in Touristengebieten Geld zu verdienen. Sie sind allein und leben oft in Massenquartieren, die ihnen von den Arbeitgebern gestellt werden und wo sie mit vielen anderen zusammen in einem Raum schlafen.

So reicht es den Jungs schon, einfach mal mitgenommen zu werden, um in einem Hotel in Ruhe schlafen und duschen zu können.

Wenn sich bestimmte Freundschaften entwickeln, ohne Sex, meine ich, kommt es oft vor, daß Touristen den Jungs, oder auch Mädels, z.b. Englischkurse, Computerkurse oder andere Weiterbildungen bezahlen, womit sie später vielleicht auch was anfangen können. Keiner will ewig Kellner oder Tänzer sein.

Zurück zum My Way. Ich hatte inzwischen schon einige Cocktails intus und merkte immer noch nichts vom Alkohol. Renè ebenfalls nicht. Wir waren durch den langen Flug anscheinend völlig überdreht. Inzwischen war es gegen 1.30 Uhr nachts. Jochen war dagegen schon etwas hinüber.*gg*

Wir verließen das My Way und nahmen noch einen Absacker in einer anderen sehr schwulen Bar. Selbst der B 52 haute mich nicht um.
Dann brachten wir Jochen, der schon sehr schwankte und uns zurück ins Gästehaus, wo wir gegen 2.30 Uhr ankamen und endlich ins Bett gingen.

Zwei Tage vor dem Rückflug gingen Dolores und ich wieder ins My Way und ich trank einen einzigen Cocktail. Da war ich blau und fühlte mich gar nicht wohl. Wir setzten uns dann nach draußen und langsam ging es mir wieder besser. Was sagt man dann?
Nie wieder Alkohol.*gg*

Draußen setzten sich zwei Tänzer zu uns, die Dolores schon lange kannte. Jen und Püppchen. Zwei absolut liebe und hübsche Jungs, besonders Püppchen hatte ein Gesicht wie gemalt.
Zusammen gingen wir noch nachts in eine Karaokebar. Das ist eigentlich nichts für mich. Mein englisch ist nicht so gut und Popmusik liegt mir erst recht nicht. Dafür sagen die beiden Jungs umso lieber. Aber ehrlich...nach einer Weile wurde uns der Thaigesang zu bunt. Für unsere Ohren ist das nichts. Wir tranken noch was (ich Alkoholfrei) und machten uns gegen 3.30 Uhr vom Acker.

 Dolores und ich


 In der Karaokebar mit Püppchen, Jen und links einem ehemaligen Tänzer


Hier warten die Herren auf Kundschaft. Irgendwie konnte ich keine richtig guten Bilder machen. Man darf auch nicht überall fotografieren.

Zu den Jungs muß ich noch sagen, sie sind sehr zuvorkommend, wenn man mit ihnen unterwegs ist. Sie passen auf, das man nicht stolpert, achten drauf, das man gut über die Straßen kommt, fragen immer, wie es einem geht...

Für mich war alles eine sehr nette und neue Erfahrung.

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