vom 11.12.2010
Ich muß nochmal auf den ersten Tag in Patong zurückkommen. Der war nämlich der Hammer.
Im Flieger saß diesmal ein netter Deutscher meines Alters neben mir, der
in Phuket lebt, ansonsten aber Krankenpfleger auf Kreuzfahrtschiffen
der Ami's ist. Wir haben uns sehr gut unterhalten. Er gab mir auch seine
Telefonnummer, falls mal was sein sollte und ich Hilfe brauche. Das
finde ich immer besonders nett, auch wenn ich die Hilfe nicht in
Anspruch nahm. Aber man weiß eben nie, was so vorfallen kann.
Geschlafen hatte ich diesmal nur wenig im Flieger, als wir morgens gegen
7.30 Uhr landeten. Ich müßte den Tag über also ziemlich übermüdet
sein.
Gar nichts war. Ich wurde zur Steherin und Trinkerin.*gg* Renè war
übrigens im selben Flieger, nur kannten wir uns da natürlich noch nicht.
Am Abend führte uns Jochen in ein Restaurant, wo wir gut aßen. Plötzlich
stand vor jedem ein Glas Weinbrand. Sowas trinke ich normalerweise
nicht, aber wegen der Höflichkeit...
Ich vertrage so gut wie keinen Alkohol und trinke deswegen nur äußerst selten was.
Jochen wollte uns am liebsten sofort alles zeigen, was man nicht sehen
muß und so zogen wir los. Von einer Bar zur anderen. Renè staunte über
den Trubel in der Nacht und ich überlegte, warum ich weder müde werde,
noch den Alkohol spürte, denn in jeder Bar tranken wir natürlich was.
Ich eher Cocktails.
Wir unterhielten uns gut und es war auch lustig.
So führte uns Jochen in ein Areal, das Paradies-City genannt wird und wo
es hauptsächlich um Männer ging. Es war ein Schwulenareal mit vielen
Bars und Shows. DAS kannte ich noch nicht.
Für mich war es natürlich sehr interessant, sowas mal zu sehen. Auf den
Straßen mehr oder weniger nett, lustig oder halbnackt zurechtgemachte
junge Männer, die auf Kundschaft und zukünftige Geldgeber hofften. Es
war ungefähr das Gegenteil der Bangla Road, wo es mehr um die Frauen
geht, die natürlich das Gleiche wollen.
Wir landeten im My Way, einem besseren Lokal, wo wir uns erst eine Travestieshow ansahen.
Vielleicht sollte ich so ein Lokal mal näher beschreiben. Man nähert
sich der Tür und sofort wird sie von dienstbaren Geistern aufgehalten
und man wird überaus freundlich lächelnd mit einem Wai, dem
traditionellen Gruß, empfangen.
Es ist schummrig im Saal mit den gemütlich Sitzen. Auf der Bühne singt
ein seltsames und wunderschönes Wesen in üppigen Frauenkleidern mit
Schmuck und Federboa Playback. Meist tanzen dazu noch andere, ähnliche
Wesen in fast perfekter Choreografie. Eine Frau ist schöner als die
andere. Es gibt auch eindeutige Männer, die ebenfalls tanzen.
Natürlich sind alles Männer, auch die "Frauen". Man nennt sie Katoeys
oder einfach Ladyboys. In Thailand das sogenannte dritte Geschlecht.
Näheres könnt ihr hier lesen.
http://www.patongbeachguide.com/de/ladyboys.asp
Ein sehr mädchenhafter Kellner bediente uns. Überhaupt wirkten alle
Angestellten sehr mädchenhaft in ihrem Gehabe. Für mich war das
irgendwie lustig. Dabei wirkten die Jungs völlig ungekünstelt. Sie WAREN
so. Wenn sie lächelten, und das taten sie immer, ging einem das Herz
auf. Ihre natürliche freundliche Art war so herzlich, daß man sich
einfach wohl fühlen mußte. Sie tanzten selbst bei der Bedienung
mädchenhaft vor sich hin und summten dabei die Lieder mit. Ich konnte
nur staunen. Selbst ihre Berührungen waren völlig natürlich, liebevolles
Schulterklopfen, die Hand auf den Arm legen, alles mädchenhaft geziert.
Dabei waren die Kellner allerdings Männer, oder besser Jungs, das Alter
kann man schwer schätzen. Kleine süße Thaiboys, ohne das ich es
abwertend meine. Thais sind von der Statur her nun mal kleiner als der
Durchschnittseuropäer und wirken deswegen auch oft jünger. Dazu hatten
speziell die Kellner in diesem Lokal hübsche oder niedliche Gesichter.
Trotzdem fühlte ich mich ein bißchen unwohl. Es waren kaum andere Frauen
im Saal, obwohl es für Frauen kein Problem ist, dort einzukehren, auch
alleine nicht. Aber für mich war das eben völlig neu.
Renè hatte ziemlich schnell einen Anwärter, einen sehr schönen Tänzer,
der erstmal abkasperte, ob ich nicht dessen Frau bin.*lol*
Renè war das Ganze erst nicht geheuer, weil er sowas auch noch nicht kannte. Ich begann mich zu amüsieren.
Dann traten die Nummernboys auf. Eine ganze Reihe halbnackter junger
Männer (nur mit kurzen Shorts bekleidet), die auf der Bühne oder im Saal
vor sich hin tanzten und auf einen Lover hofften. Oder auf eine
Loverin, wie mir schien, denn einer hatte mich im Blick, grinste mich
dauernd an und hatte dabei die Hand in der Hose. Nun begann Renè sich
über mich und den potentiellen Lover zu amüsieren. Es schienen doch
nicht alle schwul zu sein. Auf meine Nachfrage bei Jochen, der ja schon
viele Jahre dort lebt, meinte der, es kann auch eine Frau sein,
hauptsache, einen Geldgeber.
Nun will ich aber nicht alles auf das Geld oder Sex reduzieren. Denn
tatsächlich geht es nicht immer darum. Genau so wichtig ist für die
Thais nämlich Sanuk, das heißt, Spaß. Thais spielen gerne, ob Karten,
Brettspiele oder anderes. Sie singen gerne und sie lachen gerne, eben
alles, was Spaß macht. Genau das kann man mit ihnen haben, wenn man
ihnen unverkrampft begegnet.
Ich lernte Dolores kennen, eine 59-jährige Münchnerin, die seit Jahren
auf Phuket überwintert. Von ihr erfuhr ich z.b. daß es für Thais schon
viel bedeutet, einen Abend aus ihrem gewohnten Umfeld rauszukommen.
Speziell die Mitarbeiter und Tänzer in den Lokalen kommen oft aus weit
entfernten Gegenden, um in Touristengebieten Geld zu verdienen. Sie sind
allein und leben oft in Massenquartieren, die ihnen von den
Arbeitgebern gestellt werden und wo sie mit vielen anderen zusammen in
einem Raum schlafen.
So reicht es den Jungs schon, einfach mal mitgenommen zu werden, um in einem Hotel in Ruhe schlafen und duschen zu können.
Wenn sich bestimmte Freundschaften entwickeln, ohne Sex, meine ich,
kommt es oft vor, daß Touristen den Jungs, oder auch Mädels, z.b.
Englischkurse, Computerkurse oder andere Weiterbildungen bezahlen, womit
sie später vielleicht auch was anfangen können. Keiner will ewig
Kellner oder Tänzer sein.
Zurück zum My Way. Ich hatte inzwischen schon einige Cocktails intus und
merkte immer noch nichts vom Alkohol. Renè ebenfalls nicht. Wir waren
durch den langen Flug anscheinend völlig überdreht. Inzwischen war es
gegen 1.30 Uhr nachts. Jochen war dagegen schon etwas hinüber.*gg*
Wir verließen das My Way und nahmen noch einen Absacker in einer anderen sehr schwulen Bar. Selbst der B 52 haute mich nicht um.
Dann brachten wir Jochen, der schon sehr schwankte und uns zurück ins
Gästehaus, wo wir gegen 2.30 Uhr ankamen und endlich ins Bett gingen.
Zwei Tage vor dem Rückflug gingen Dolores und ich wieder ins My Way und
ich trank einen einzigen Cocktail. Da war ich blau und fühlte mich gar
nicht wohl. Wir setzten uns dann nach draußen und langsam ging es mir
wieder besser. Was sagt man dann?
Nie wieder Alkohol.*gg*
Draußen setzten sich zwei Tänzer zu uns, die Dolores schon lange kannte.
Jen und Püppchen. Zwei absolut liebe und hübsche Jungs, besonders
Püppchen hatte ein Gesicht wie gemalt.
Zusammen gingen wir noch nachts in eine Karaokebar. Das ist eigentlich
nichts für mich. Mein englisch ist nicht so gut und Popmusik liegt mir
erst recht nicht. Dafür sagen die beiden Jungs umso lieber. Aber
ehrlich...nach einer Weile wurde uns der Thaigesang zu bunt. Für unsere
Ohren ist das nichts. Wir tranken noch was (ich Alkoholfrei) und machten
uns gegen 3.30 Uhr vom Acker.
Dolores und ich
In der Karaokebar mit Püppchen, Jen und links einem ehemaligen Tänzer
Hier warten die Herren auf Kundschaft. Irgendwie konnte ich keine
richtig guten Bilder machen. Man darf auch nicht überall fotografieren.
Zu den Jungs muß ich noch sagen, sie sind sehr zuvorkommend, wenn man
mit ihnen unterwegs ist. Sie passen auf, das man nicht stolpert, achten
drauf, das man gut über die Straßen kommt, fragen immer, wie es einem
geht...
Für mich war alles eine sehr nette und neue Erfahrung.
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